Dirt 4 im Test: Super spaßige Schlammschlacht mit Technikmacken (Update mit PC-Wertung und Test-Video)
Nach dem grandiosen, aber auch beinharten Dirt Rally steht nun Dirt 4 vor der Tür und möchte im Anschluss an den Realismus-Ausflug nun auch wieder die Arcade-Raser mitnehmen. Wir haben das Rennspiel von Codemasters ausgiebig getestet und verraten euch im Review, ob sowohl Simulations-Fans als auch Normalo-Raser Spaß haben werden.
Die Dirt-Reihe von Codemasters hat eine interessante Entwicklung hinter sich. Entsprungen aus der auf Realismus bedachten Colin McRae Rally-Serie schlug man einen neuen Weg ein und ging mehr Richtung Zugänglichkeit. Dirt 2 und Dirt 3 boten trotz ihres Festival-Charakters und Disziplinen wie Gymkhana immer noch genügend Rennspaß, um auch Serien-Veteranen zu begeistern, doch das darauf folgende Dirt Showdown beschränkte sich rein auf Spektakel und stieß viele Fans vor den Kopf.
Dirt Rally eine reinrassige Simulation, die mit ihrem überragenden Fahrgefühl begeisterte. Doch der hohe Schwierigkeitsgrad und die damit verbundene lange Einarbeitungszeit schreckten natürlich einen großen Teil der Zielgruppe ab, die man sich mit Dirt 1 bis 3 aufgebaut hatte. Dirt 4 soll deshalb nun beide Welten vereinen. Wer es arcadiger mag, soll genauso auf seine Kosten kommen wie Simulations-Fans. Ein Ziel, das sich schon viele Rennspiel-Entwickler setzten und daran scheiterten, doch Dirt 4 gelingt dieser Spagat tatsächlich.
Erst dreieinhalb Jahre später erschien ein neues Dirt. Man wurde sich offenbar bewusst, dass die Serie sich zu sehr von ihren Wurzeln entfernt hatte, und präsentierte mit dem Spin-OffDirt 4 im Test
Dirt 4 im Test: Fahrspaß für alle
Quelle: PC Games Direkt nach Spielstart dürft ihr nämlich bestimmen, ob ihr lieber im Gamer-Modus spielt, wo euch ein wenig unter die Arme gegriffen wird, um die PS-Monster auf Kurs zu halten, oder lieber ein möglichst realistisches Fahr-Erlebnis haben möchtet. Entscheidet ihr euch für Letzteres, basiert die ganze Fahrphysik auf der von Dirt Rally, sprich: Ihr müsst jede Eigenheit eures Fahrzeugs kennen, auf jede Unebenheit der Strecke achten und gefühlvoll mit Gas und Bremse umgehen, wenn ihr ein Rennen erfolgreich beenden wollt. Genau wie bei Dirt Rally ist das beinhart, verlangt viel Übung, ist aber auch super motivierend und enorm befriedigend. Wenn ihr gerade eine richtig fiese Strecke bewältigt habt, sitzt ihr zwar klatschnass, aber auch glücklich grinsend vorm Fernseher. Das Spielgefühl von Dirt Rally hat nichts von seiner Faszination verloren und dürfte echte Renn-Profis über Wochen und Monate beschäftigen.
Doch auch wer nicht unbedingt die Hardcore-Variante bevorzugt, wird mit Dirt 4 auf seine Kosten kommen. Auch in der Gamer-Einstellung spürt man dank des hervorragenden Feedbacks per Controller oder (noch viel besser!) mit einem Force-Feedback-Lenkrad jedes kleine Steinchen. Schon bei Dirt 3 bewiesen die Entwickler von Codemasters, dass sie einem hervorragend das Gefühl geben können, wirklich gerade so ein motorisiertes Biest über die Pisten zu jagen, obwohl einem dabei kräftig geholfen wird. Dirt 4 setzt diese Tradition glücklicherweise fort. Blutige Anfänger dürfen beispielsweise ABS, Traktionskontrolle oder Bremshilfe einschalten sowie einen individuellen Schwierigkeitsgrad für die KI-Fahrer festlegen.
Quelle: PC Games Doch auch wenn man diese Einstellungen deaktiviert, liegt das Fahrzeug spürbar stabiler auf der Strecke als im Simulations-Modus. Vor allem bei den Buggy-Rennen merkt man große Unterschiede. Während man im Simulations-Modus nur bedächtigt aufs Gas treten darf, da die Karre sich im dicken Schlamm sonst sofort dreht, kann man in der Gamer-Einstellung ruhig Vollgas geben ohne befürchten zu müssen, von der Piste zu fliegen. Dennoch stehen die Raser mit Gamer-Einstellung vor einer größere Herausforderung als noch im Vorgänger. Eine einblendbare Ideallinie gibt es genauso wenig wie die aus vorigen Teilen bekannten Rückblenden. Egal ob "Gamer" oder Rennprofi, es liegt an euch, die Ansagen eures Beifahrers umzusetzen und die Strecke richtig einzuschätzen.
Nach Fehlern lässt sich nicht einfach zurückspulen. Immerhin dürft ihr aber die Rennen - je nach Schwierigkeitsgrad - mehrmals neu starten. Auch die Strecken selbst sind nun viel fordernder als noch bei Dirt 3. Selbst im Gamer-Modus müsst ihr richtig arbeiten, um als Sieger hervorzugehen, sofern ihr nicht gerade sämtliche Hilfen aktiviert habt. Das mag für reine Arcade-Raser ungewohnt sein, doch Dirt 4 wirkt dadurch viel intensiver als die Konkurrenten Sébastien Loeb Rally EVO oder WRC 6.
Dirt 4 im Test: Darf's ein bisschen mehr sein?
Einer der größten Kritikpunkte an den Vorgängern oder allgemein Spielen von Codemasters war jedoch immer der etwas geringe Umfang sowohl bei Strecken als auch Fahrzeugen, Karriere-Veranstaltungen und Spielmodi. Hier haben die Macher nun zumindest in ein paar Bereichen nachgebessert, betreiben teilweise aber auch etwas Augenwischerei. So darf man nun neben dem Karrieremodus auch an zehn auf jeweils sechs Challenges aufgeteilten Spritztouren in den Disziplinen Time Attack und Smash Attack teilnehmen, wo ihr bestimmte Zeiten schlagen oder in einer gewissen Zeit möglichst viele gelbe Blöcke zerstören sollt.
Quelle: PC Games Zudem gibt es online neben normalen Rennveranstaltungen auch zahlreiche Community-Events mit Tages-, Wochen- sowie Monats-Herausforderungen, die es zu bestehen gilt. Doch auch Einzelspieler dürfen ihre eigenen Wettbewerbe mit verschiedenen Disziplinen und Rennklassen erstellen und anschließend gegen KI-fahrer antreten. Das ist zwar alles ganz nett, allerdings fällt trotz der verschiedenen Modi schnell auf, dass mal wieder an Strecken und Fahrzeugen gespart wurde. Zwar gibt es ganze 20 Fahrzeugklassen für die vier spielbaren Disziplinen Rallye, Landrush (Rennen mit Buggys und Trucks), Rallycross (Rennen mit Rallye-Fahrzeugen) und Historic Rally, doch darauf teilen sich nur insgesamt 74 Fahrzeuge auf.
Natürlich kann man bei einem Rennspiel, das sich hauptsächlich auf den Rallyesport bezieht keinen riesigen Fuhrpark wie bei einem Gran Turismo oder Forza Horizon erwarten, dennoch ist das ein bisschen dürftig. Da sich sämtliche Autos aber unterschiedlich steuern, hat man sich an den Fahrzeugen wenigstens nicht so schnell sattgesehen wie an den Strecken. Zwar gibt es bei den Rallyes mehrere Wertungsprüfungen zu verschiedenen Tageszeiten und Wetterbedingungen, doch gerade mal fünf Regionen, die man teilweise sogar schon aus Dirt Rally kennt. Dadurch sehen die Rennen in den Gebieten immer sehr ähnlich, fast schon gleich aus. Beim Landrush wird sogar nur in drei Regionen gefahren.
Quelle: PC Games Besonders ärgerlich wird es jedoch beim Rallycross. So kündigte man vollmundig an, die offizielle Lizenz zur FIA World Rallycross Championship für Dirt 4 erworben zu haben, verschwieg aber, dass man nur Fahrer, Fahrzeuge und Namen einkaufte, nicht jedoch auch alle Veranstaltungen. Während die Rallycross-WM in der Realität auf ganzen zwölf Kursen ausgetragen wird, sind in Dirt 4 nur fünf Stück enthalten. Vor allem deutsche Rennpiloten werden sich ärgern, da sie sowohl auf den Estering als auch auf den Hockenheimring verzichten müssen. In Sachen Umfang präsentiert sich Dirt 4 also bei genauerem Hinschauen nur minimal verbessert. Da ist immer noch viel Luft nach oben. Da hilft auch das angepriesene Your-Stage-Feature nicht, da man hier nicht seinen eigenen Kurs kreieren darf, sondern nur Region, Länge, Tageszeit sowie Wetter angibt und die Strecke dann basierend auf diesen Angaben zufällig erstellt wird.
Zum Spiel/ Test: 74 Fahrzeuge sind für einen Arcade Titel vielleicht nicht grade üppig, für eine Simulation reicht das aber für viele Stunden Spielspaß. Schwerwiegender finde ich das partielle Streckenrecycling (warum nicht gleich alle Strecken aus Dirt Rally?) vor dem Hintergrund der ohnehin recht dünnen Anzahl an Rally Prüfungen. Der fehlende VR Support hält mich dagegen komplett vom Kauf ab.